Verkehrssicherheitsbeauftragter des Landkreis Kelheim: Toter Winkel

01. Dezember 2021: Verkehrssicherheitsbeauftragter des Landkreis Kelheim: Toter Winkel

Immer wieder passieren im Straßenverkehr Unfälle, die dem sog. „toten Winkel“ geschuldet sind. Als „toter Winkel“ wird ein Raum bezeichnet, der trotz technischer Hilfsmittel von Personen, die diesen Raum beobachten wollen, nicht eingesehen werden kann.

Erst im Dezember 2020 übersah auf der A93 bei Elsendorf ein Lkw-Fahrer bei einem Überholvorgang einen seitlich fahrenden Pkw, weil sich dieser im toten Winkel befand. Glücklicherweise entstanden keine Personenschäden entstanden. Doch oft sieht die Situation anders aus.
Trotz sinkender Unfallzahlen betreffen diese Unfälle vermehrt Radfahrer. Häufigste Fehler der Kraftfahrer passieren beim Öffnen der Türen, Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie dem Ein- und Anfahren. Der tote Winkel spielt als Unfallursache dabei eine erhebliche Rolle.

Bus-, Lkw- und Pkw-Fahrer

Bei Pkw entstehen bereits bauartbedingt tote Winkel und auch trotz immer weiterentwickelter Technologien bieten Spiegel nach wie vor keine uneingeschränkte Sicht um und hinter das Fahrzeug. Oft hinkt der praktische Nutzen einer Rundumsicht dem Design des Fahrzeugs hinterher. Bei Bussen und Lkw kommt erschwerend ihre Größe hinzu. Eine Unterstützung schaffen sogenannte Abbiegeassistenten und Kameras. Noch sind Abbiegeassistenten keine Pflicht, dies soll sich aber in Zukunft ändern. Laut EU-Verordnung müssen alle Busse und Lkw mit einem Abbiegeassistenten ausgerüstet werden. Die gilt ab dem 6. Juli 2022 für alle neuen EU-Typgenehmigungen und ab dem 7. Juli 2024 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge.

Trotzdem können diese technischen Hilfsmittel die eigene Aufmerksamkeit nicht vollständig ersetzen.

Tipps:
- Spiegel richtig einstellen: Oftmals zeigen die Seitenspiegel zu viel des eigenen Pkw, was den toten Winkel vergrößert.
- Vorausschauend Fahren: Rad- und Gehwege bereits vor dem Abbiegen beobachten.
- Spiegel- und Schulterblick beim Abbiegen und beim Spurwechsel.
- Bei schwierigen Rangiermanövern oder eingeschränkter Sicht einen Einweiser zur Hilfe holen.
- Auch beim Verlassen des Fahrzeuges auf andere Verkehrsteilnehmer achten. Es empfiehlt sich der sog. „niederländische Griff“. Hierbei wird die Tür mit der Hand der von der Tür entfernteren Seite geöffnet. Durch das Eindrehen des Oberkörpers ist ein Schulterblick dabei fast automatisch.
- Als Führer von Lkw und Bussen beim Anfahren und beim Warten die Fahrbahn rund um das Fahrzeug beobachten (Fahrradfahrer, Fußgänger, Motorradfahrer, usw.).

Motorradfahrer

Krafträder sind im Straßenverkehr aufgrund ihres schmalen Profils und der nicht vorhandenen Knautschzonen besonders gefährdet. Nicht selten kommt es zu Unfällen, weil Motorräder übersehen oder ihre Geschwindigkeit unterschätzt wird. Umso wichtiger ist es für den Führer eines Kraftrades, mögliche Fehler der anderen Verkehrsteilnehmer mit einzukalkulieren - um auftretenden Gefahren schneller zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Hinweise:
- Den toten Winkel der Pkw, Lkw und Busse meiden – insbesondere bei mehrspurigen Straßen.
- Bremsbereitschaft und Sichtkontakt bei Ausfahrten und Kreuzung zu den anderen Verkehrsteilnehmern.
- Sich der schmalen Silhouette des Motorrads immer bewusst sein. Besondere Vorsicht hinter großen Fahrzeugen und größeren Hindernissen bei Ausfahrten und Kreuzungen.
- Achtsamkeit beim Überholen. Oft bemerken Pkw-, Lkw- und Busfahrer die Biker hinter ihnen nicht.
Radfahrer und Fußgänger

Die am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer sind Radfahrer und Fußgänger. Dies gilt insbesondere beim Abbiegevorgang eines Kraftfahrzeuges. Hier herrscht oft das Vorfahrtsrecht für die schwächeren Verkehrsteilnehmer, welches zu schwerwiegenden Unfällen führen kann.


Achtung:
- Blickkontakt suchen bei Rechtsabbiegern – wenn Sie den Fahrer im Spiegel nicht sehen können, kann er Sie in den meisten Fällen ebenfalls nicht sehen
- Im Zweifelsfall gewähren Sie dem Kraftfahrzeug die Vorfahrt.
- Bei Ampeln und wartenden Fahrzeugen die toten Winkel meiden. Bleiben Sie hinter dem Fahrzeug.
- Bei längeren Lkw und Bussen Abstand halten. Das Heck biegt oftmals früher ein als die Front.
- Auf ausscherende Fahrzeugteile achten.

Quellen:

https://www.idowa.de/inhalt.pi-mainburg-unfall-im-toten-winkel-auf-der-a93.848b16de-5302-4d08-a871-c83785d52528.html, 23.02.2021

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Verkehrsunfaelle/_inhalt.html, 23.02.2021

https://www.adac.de/verkehr/verkehrssicherheit/gefahrensituation/toter-winkel/ , 23.02.2021